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Gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels

Der Klimawandel ist eines der dringlichsten Probleme unserer Zeit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betitelt ihn sogar als „die größte Gesundheitsbedrohung der Menschheit“. Die globale Erwärmung führt immer häufiger zu Wetterextremen wie Hitzewellen, Dürren oder Überschwemmungen mit erheblichem Einfluss auf lebenswichtige Ressourcen. Neben einer Häufung solcher extremen Wetterereignisse, kann der Klimawandel auch zu einer Zunahme der gesundheitlichen Belastung und dem vermehrten Auftreten bestimmter Krankheitserreger führen.

Gesundheitsrisiken durch Mangelernährung

Die Ernährungssicherheit der stetig wachsenden Bevölkerung wird durch die Klimakrise zunehmend bedroht. Aktuell stirbt weltweit alle 13 Sekunden ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Hunger. Extreme Wetterphänomene wie Dürren, Starkregen und Überschwemmungen führen zu einer quantitativen Verringerung landwirtschaftlicher Erträge. Während es sich in Europa bislang vorwiegend „nur“ um Ernteeinbußen handelt, verlieren Menschen im globalen Süden teilweise ihre komplette Lebensgrundlage. Zudem zeigen Studien, dass pflanzliche Lebensmittel durch zu viel CO2 in der Luft wichtige Nährstoffe verlieren können. So enthalten z. B. Weizen, Mais oder Reis deutlich weniger Eisen, Zink und Eiweiß – Nährstoffe, die essentiell für Wachstum und Entwicklung sind. Die Folgen können eine Schwächung des Immunsystems, Muskel- und Knochenabbau oder Anämien sein.

Luftverschmutzung – nicht nur für Asthmatiker eine Gefahr

Laut der Weltwetterorganisation (WMO) ist die Schadstoffbelastung der Luft aktuell auf einem Höchststand. Häufigere und längere Hitzeperioden führen zu einer Zunahme von Emissionen durch Waldbrände. Hohe Temperaturen und intensive Sonneneinstrahlung fördern zudem die Ozonbildung in Bodennähe. Eine Exposition gegenüber Schadstoffen in der Luft kann zu einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen führen. Kurzzeitige Auswirkungen sind akute Atembeschwerden, Augenreizungen, Kopfschmerzen oder Übelkeit. Besonders Menschen mit Vorerkrankungen wie Asthma, chronischer Bronchitis oder Herzerkrankungen sind gefährdet. Gesundheitliche Langzeitfolgen sind unter anderem ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen sowie chronische Atemwegserkrankungen. Zudem können durch Luftverschmutzung die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigt werden und das Risiko für Demenz erhöht sein. Allergiker und Asthmatiker werden darüber hinaus vor eine weitere Herausforderung gestellt: Im Zuge der Klimaerwärmung kommt es durch kürzere und mildere Winter zu einer Verlängerung der Blütezeit von verschiedenen Pflanzen, wodurch Betroffene erhöhten Belastungen ausgesetzt sind. Eine konsequente Diagnose und Behandlung vom oftmals verharmlosten Heuschnupfen sind deshalb zunehmend wichtig.

Wasserassoziierte Krankheiten auf dem Vormarsch

Die Verfügbarkeit von Wasser in ausreichender Qualität hat eine zentrale Bedeutung für die menschliche Gesundheit. Der Klimawandel ist mit einer zunehmenden Wasserknappheit assoziiert und bis 2050 könnte die Nachfrage nach Wasser um 55 % steigen. Daneben kann es durch Hochwasser- und Flutereignisse zu einem Eintritt von Abwässern ins Trinkwasser kommen, was in der Folge chemische und fäkale Verunreinigungen nach sich zieht und die Verbreitung bestimmter Erreger begünstigt. Sogenannte wasserbürtige Krankheiten, wie z. B. Cholera, Typhus, Hepatitis A oder auch Legionellen, treten als Konsequenz vermehrt auf. Während diese Erkrankungen vorwiegend in Entwicklungsländern eine Rolle spielen, stellt in Deutschland der Einfluss des Klimawandels auf die Wasserqualität von Meeren und Badeseen eine zunehmende Problematik dar. Steigende Wassertemperaturen und sinkender Salzgehalt des Meereswassers erhöhen die Prävalenz von Nicht-Cholera-Vibrionen (Vibrio vulnificus) in Nord- und Ostsee. Diese humanpathogenen Erreger führen vor allem zu Ohr- und Wundinfektionen bei älteren und immunsupprimierten Personen. Es ist damit zu rechnen, dass es in den kommenden Jahren durch wärmere Sommer zu einem vermehrten Auftreten dieser potentiell lebensbedrohlichen Infektionen kommen wird. Gefährdete Patientinnen und Patienten sollten deshalb darüber aufgeklärt werden, dass im Falle von offenen Hautverletzungen der Kontakt mit Meerwasser vermieden werden sollte. In Badeseen erhöht sich bei steigenden Wassertemperaturen die Gefahr von Badedermatitiden durch Zerkarien. Hierbei handelt es sich um die von Wasservögeln ausgeschiedenen Larvenstadien von Saugwürmern, die sich in die menschliche Haut bohren und dort zu einer Immunreaktion führen. Die lokale Behandlung mit Salben sowie die Adaptation des Badeverhaltens (z. B. kein langer Aufenthalt in Ufernähe) kann hier jedoch meist Abhilfe schaffen.

Infektionskrankheiten breiten sich aus

Verschiedene Tiere wie Zecken, Stechmücken und Nagetiere können Infektionserreger auf Menschen übertragen. Die veränderten klimatischen Bedingungen wirken sich artspezifisch unter anderem auf Vorkommen, Verbreitung, Populationsgröße und Überwinterungsmöglichkeiten dieser Gesundheitsschädlinge aus, was in der Folge zu einer Zunahme übertragbarer Infektionskrankheiten bei Menschen führt. Die deutschlandweiten Verbreitungsgebiete von Schildzecken, die vor allem das FSME-Virus oder Borrelien übertragen, dehnen sich zunehmend weiter nach Norden und in höhere Lagen aus. Als Konsequenz wird in Deutschland eine steigende Anzahl an FSME-Infektionen und Borreliose verzeichnet, was eine intensive Aufklärung zu Prophylaxe, Impfungen und der Verwendung geeigneter Repellents notwendig macht. Ähnliches gilt für Stechmücken: Die Populationen einheimischer Stechmücken wachsen stetig und darüber hinaus kommt es durch zunehmenden internationalen Handel zur Einschleppung exotischer Arten wie der asiatischen Tigermücke. Diese überträgt Tropenkrankheiten wie das West-Nil- oder Dengue-Fieber. Laut RKI ist damit zu rechnen, dass sich das West-Nil-Virus in Deutschland zunehmend etablieren wird. Erste autochthone Infektionen mit diesem Erreger machen dies deutlich. Ärztinnen und Ärzte sollten deshalb bei ätiologisch unklaren Enzephalitiden und örtlich gehäuften Fiebererkrankungen immer auch eine West-Nil-Virus-Diagnostik in Betracht ziehen.

Fazit

Der Klimawandel hat erhebliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Um schädigende Einflüsse zu minimieren, müssen Maßnahmen ergriffen werden, welche den Anstieg der Treibhausgasemissionen verlangsamen und den Übergang zu erneuerbaren Energien fördern. Speziell das Gesundheitssystem wird durch den Klimawandel zukünftig einer zunehmenden Belastung gegenüberstehen. Der Überwachung und Detektion von durch den Klimawandel vermehrt auftretenden Krankheiten kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, wie auch der Entwicklung geeigneter Präventions- und Behandlungsstrategien.

Referenzen:

  1. WHO: Climate change and health;  zuletzt abgerufen am 20.02.2023
  2. Welthungerhilfe: Hunger: Verbreitung, Ursachen & Folgen;  zuletzt abgerufen am 20.02.2023
  3. Smith, M.R., Myers, S.S. Impact of anthropogenic CO2 emissions on global human nutrition. Nature Clim Change 8, 834–839 (2018).; https://doi.org/10.1038/s41558-018-0253-3 
  4. ZDF: WMO – Luftqualität nimmt zunehmend ab; zuletzt abgerufen am 20.02.2023
  5. Bundesärztekammer: Klimawandel und Gesundheit; zuletzt abgerufen am 20.02.2023
  6. Spiegel: Warum immer mehr Menschen unter Heuschupfen leiden; zuletzt abgerufen am 20.02.2023
  7. Kistemann T. et al. Bedeutung des Klimawandels für wasser-bezogene Krankheiten  
  8. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Wasser und Klima; zuletzt abgerufen am 20.02.2023
  9. Brehm, T.T., Dupke, S., Hauk, G. et al. Nicht-Cholera-Vibrionen – derzeit noch seltene, aber wachsende Infektionsgefahr in Nord- und Ostsee. Internist 62, 876–886 (2021)
  10. Ärztezeitung: Zerkarien bohren sich beim Baden in die Haut; zuletzt abgerufen am 27.02.2023
  11. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz: Infektionen durch Schildzecken, Stechmücken und Nagetiere im Klimawandel;  zuletzt abgerufen am 20.02.2023
  12. SWR-Wissen: Klimawandel bringt tropische Krankheiten auch nach Deutschland; zuletzt abgerufen am 20.02.2023
  13. RKI: Epidemiologisches Bulletin 25/26 2022; zuletzt abgerufen am 27.02.2023

Ihr Ansprechpartner

Dr. Martin Hampel
news@limbachgruppe.com

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