Einflussfaktoren
Folgende Faktoren haben Einfluss auf den Ausbruch der Erkrankung und die Schwere des Verlaufs:
Abbildung 1: Risikofaktoren einer Zöliakie- eine Kombination aus genetischer Veranlagung und äußeren Umwelteinflüssen
Häufigkeit
Epidemiologische Untersuchungen zeigen, dass Zöliakie häufiger vorkommt, als bisher angenommen. Die Zahl der neuen Fälle ist erheblich gestiegen. Dies ist auch auf verbesserte Diagnosemöglichkeiten zurückzuführen. Für Deutschland wird mittlerweile eine Prävalenz von ca. 1 % beschrieben. Damit leidet durchschnittlich eine von 100 Personen in der hausärztlichen Praxis an Zöliakie. Die Erkrankung betrifft nicht nur Kinder: mehr als 70 % der neu diagnostizierten Patienten sind älter als 20 Jahre. Mehr als 70 % der Zöliakie-Patienten sind noch nicht diagnostiziert. Die Symptome einer Zöliakie sind sehr unterschiedlich, so dass das Krankheitsbild häufig lange übersehen und fehlinterpretiert wird. Durchschnittlich vergehen 10 – 13 Jahre ab Auftreten der ersten Symptome, bis eine Zöliakie korrekt diagnostiziert wird.
Symptome
Das klinische Bild der Zöliakie ist durch unterschiedliche mehr oder weniger stark ausgeprägte Symptome gekennzeichnet. Eine Zöliakie kann vorhanden sein, wenn nur wenige dieser Symptome oder wenig ausgeprägte Symptome auftreten:
Krankheitsgefühl, Leistungsschwäche, Müdigkeit
• Appetitlosigkeit/ ständiges Hungergefühl
• Gewichtsverlust
• Durchfall, Blähungen, Übelkeit, Verstopfung
• Bauchschmerzen
• Hautveränderungen (trockene Haut, Ekzem), brüchige Fingernägel, Haarausfall
⇒ Zink- und Selenmangel
• Häufige Schleimhautaphten
• Osteoporose, Knochen- und Gelenkschmerzen Vitamin D und Kalziummangel
• Blutarmut
⇒ Mangel an Eisen, Folsäure, Vitamin B12
• Konzentrationsstörungen, Nervosität, ADHS
• Neuropsychatrische Probleme mit Depressionen, Angstzuständen, Neuropathien, Epilepsien, Migräne
• Erhöhte Leberwerte (ca. 30 % der Betroffenen initial)
• Infertilität, Zyklusunregelmäßigkeiten, gehäufte Fehlgeburten
• Immunglobulin A-, Nephropathie (Nierenerkrankung durch Antikörperablagerungen)
• Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung)
• Lungenhämosiderose
• Dermatitis herpetiformis Duhring
Folgeschäden
• Verzögerte Pubertät
• Manche Krebsarten
• Komplikationen bei Typ-1-Diabetes
• Geringes Geburtsgewicht bei Säuglingen
• Andere Autoimmun¬erkrankungen wie z. B. autoimmune Schilddrüsenerkrankungen, juvenile rheumatoide Arthritis und Diabetes mellitus Typ 1
• Zerstörung der Darmzotten
• Anämie und Eisenmangelanämie
• Niedrige Knochenmineraldichte (bei Diagnose im frühen Alter)
• Dermatitis herpetiformis Duhring
• verminderte Lebensqualität
• Unfruchtbarkeit
• Menstruationsprobleme
• Spontanaborte
Diagnostik
• Klinik und Anamnese (auch Familienanamnese)
• Nachweis Zöliakie-spezifischer Antikörper Eine Blutuntersuchung auf IgA-Antikörper gegen Gewebstransglutaminase (tTG-IgA-Ak) zusammen mit Gesamt-IgA zur Überprüfung auf IgA-Mangel wird in den deutschen und den meisten internationalen Leitlinien als First-Line-Test empfohlen. Damit dieser Test funktionieren kann, muss der Patient über einen längeren Zeitraum Gluten konsumieren.
• Histologischer Nachweis einer Enteropathie (Marsh 1–3) Für eine Diagnose bei Erwachsenen wird bis auf eine Ausnahme immer eine Histologie benötigt. Ist eine Biopsie indiziert, sollte die Entnahme von 6 Biopsaten aus unterschiedlichen Regionen des Duodenums (inkl. Bulbus duodeni, mittleres und distales Duodemum) erfolgen. Sie können das passende Labor Aktuell mit dem Laborpfad und weiteren Informationen als PDF hier herunterladen.
Therapie
Die einzig verfügbare und effektive Therapie ist eine lebenslang einzuhaltende strikte glutenfreie Diät. Das bedeutet aber nicht, dass die betroffenen Personen komplett auf Getreide verzichten müssen. Amaranth, Buchweizen, Hirse, Reis, Mais und Quinoa sind beispielsweise Getreide, bzw. Pseudogetreidesorten, die kein Gluten enthalten und somit erlaubt sind. Personen mit Zöliakie unter glutenfreier Diät sollten regelmäßig klinisch und serologisch untersucht werden. Die serologische Untersuchung schließt die Bestimmung von Zöliakie-spezifischen Antikörpern ein, wobei zusätzlich Labordiagnostik insbesondere bei klinischen Auffälligkeiten individuell durchgeführt werden kann. Unter einer glutenfreien Diät sollten Transglutaminase-Ak (IgA) im ELISA innerhalb von 6 Monaten deutlich abfallen und nach spätestens 2 Jahren im Normbereich sein. Weiterhin positive Werte bzw. ein erneuter Anstieg weisen in erster Linie auf Diätfehler hin.
Folgende Abbildung zeigt Ihnen glutenfreie Alternativen für eine ausgewogene Ernährung:
Abbildung 2: Glutenfreie Ernährungsoptionen