Warum ist die genetische Diagnostik bei kardiovaskulären Erkrankungen und deren Prävention essenziell?
Etwa 1-2 % der Bevölkerung sind von monogenen kardiovaskulären Erkrankungen betroffen - von denen viele unerkannt bleiben. Dabei ist eine korrekte Diagnosestellung entscheidend, sowohl für die Betroffenen selbst als auch für deren Familien. Eine genetische Diagnostik liefert wichtige Informationen zu Prognose, Wiederholungsrisiko, dem Spektrum möglicher Begleiterkrankungen sowie für die optimale Präventions- und Therapie-Strategie.
Welche Erkrankungen können genetisch bedingt sein?
Fettstoffwechsel-Erkrankungen, wie die familiäre Hypercholesterinämie (FH), Hypertriglyzeridämie und Lipodystrophien werden durch vererbbare Mutationen in diversen Genen ausgelöst. Begleit- und Folgeerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, koronare Herzerkrankung, Bluthochdruck, Herzinfarkt, akute Pankreatitis, nicht alkoholische Fettleber sowie Leberzirrhose) können für die Patienten und Patientinnen massive Auswirkungen haben.
Auch dilatative und hypertrophe Kardiomyopathien, Aneurysmen und Herzrhythmusstörungen (z. B. Brugada, Long QT-Syndrom) sind in einer Vielzahl der Fälle erblich bedingt.
Wie unterscheidet sich die genetische Diagnostik von "klassischen" Labor-Parametern?
Wichtige Praxis-Tipps
Eine Genanalyse sichert eine zuvor gestellte Diagnose ab und ermöglicht ein Familienscreening (Kaskaden-Screening), um weitere Risikopatienten frühzeitig zu identifizieren. Jeder Arzt und jede Ärztin kann eine genetische Untersuchung nach Aufklärung und schriftlicher Einwilligung der Patienten veranlassen – eine spezielle Qualifikation wie die fachgebundene genetische Beratung ist dabei nicht erforderlich. Eine Ausnahme stellen hierbei lediglich prädiktive Testungen bei bisher klinisch unauffälligen Personen dar. Bei Bedarf kann eine Überweisung zur humangenetischen Beratung und Testung weiterer Familienmitglieder erfolgen, auch telemedizinisch.
Je nach klinischer Fragestellung führen wir maßgeschneiderte und individualisierbare Analysen mittels Einzelgenanalyse, Multi-Genpanel, Exom Sequenzierungen (WES oder CES, mehr dazu hier) sowie Whole Genome Sequencing (WGS) oder RNA-Seq durch. Werden entsprechende genetische Veränderungen identifiziert, können eine engmaschige Überwachung sowie weitere Vorsorgemaßnahmen in die Wege geleitet werden.
Die humangenetische Diagnostik ist ein wertvolles Instrument zur frühzeitigen Erkennung und Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen.
Nutzen Sie die Möglichkeiten der modernen Genetik – für eine präzise Diagnostik und optimierte Versorgung Ihrer Patientinnen und Patienten.
Die Relevanz von Lp(a) für eine ausführliche Diagnostik
Prof. Dr. med. Mark Lüdde beleuchtet in seinem Vortrag die zentrale Rolle von Lp(a) für die kardiovaskuläre Prävention und erklärt, wann der Wert bestimmt werden sollte.
21. Mai 2025
17:00 - 18:00 Uhr
Herzgesundheit beginnt in jungen Jahren
Prof. Dr. med. Karl Otfried Schwab beschäftigt sich mit den diagnostischen Herausforderungen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen.
4. Juni 2025
17:00 - 18:00 Uhr
Genetik und kardiovaskuläre Erkrankungen
Prof. Dr. med. Carsten Bergmann erläutert, wie genetische Tests zu präziseren Diagnosen und individuelleren Therapien bei kardiovaskulären Erkrankungen beitragen können.
2. Juli 2025
16:00 - 17:00 Uhr
Sprechstunde Gendermedizin
Prof. Dr. med. Sandra Eifert erläutert, warum ein geschlechtsspezifischer Blick auf kardiovaskuläre Erkrankungen lebenswichtig ist und wie sich dieses Wissens in der Praxis umsetzen lässt.
8. Oktober 2025
17:00 - 18:00 Uhr
Abkürzungen
FH - Familiäre Hypercholesterinämie
Lp(a) - Lipoprotein (a)
LDL - Low Densitiy Lipoprotein
HDL - High Density Lipoprotein