Wie gelingt kardiovaskuläre Prävention bereits im Kindes- und Jugendalter?
Die kardiovaskuläre Gesundheit von Kindern wird durch Übergewicht, Adipositas und Risikofaktoren wie erhöhte Cholesterinwerte, hoher Blutdruck, sowie Gefäßveränderungen gefährdet. Weitere Faktoren wie Rauchen (auch Passivrauchen), ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel verschlechtern die Prognose zusätzlich. Daher ist es essentiell bereits früh mit gezielten Präventionsstrategien entgegen zu steuern.
Welche wichtigen kardiometabolischen Präventionsparameter gibt es?
Lebensstil
Lipide/Lipoproteine
Blutdruck
Blutzucker
Basis-Lipidprofil als erster Schritt
Zur Einschätzung des kardiovaskulären Risikos empfiehlt sich zunächst ein nüchternes Basis-Lipidprofil mit folgenden Parametern:
Bei auffälligen Befunden:
Durchführung eines erweiterten Lipidprofils zur präziseren Abklärung und individuellen Risikoabschätzung.
Wichtige Orientierungshilfe
Um die Werte von Kindern und Jugendlichen zuverlässig einordnen zu können, sollten allgemein gültige und international anerkannte Zielwerte herangezogen werden:
Parameter | Zielwerte | Grenzwerte | Erhöht |
---|---|---|---|
Gesamt-Cholesterin (mg/dl [mmol/l]) | <170 [4,4] | 170–199 [4,4–5,2] | ≥200 [5,2] |
LDL-Cholesterin (mg/dl [mmol/l]) | <110 [2,8] | 110–129 [2,84–3,3] | ≥130 [3,4] |
Non-HDL-Cholesterin (mg/dl [mmol/l]) | <120 [3,1] | 120–144 [3,1–3,7] | ≥145 [3,7] |
Triglyzeride (mg/dl [mmol/l]) 0 - 9 Jahre | <75 [0,8] | 75–99 [0,8–1,1] | ≥100 [1,1] |
10 - 19 Jahre | <90 [1,0] | 90–129 [1,0–1,5] | ≥130 [1,5] |
HDL-Cholesterin (mg/dl [mmol/l]) | >45 [1,2] | 35–45 [0,9–1,2] | - |
Lipoprotein (a) (mg/dl [nmol/l]) | <20 [48] | 20–30 [48–75] | >30 [75] |
Adaptiert aus Schwab KO, Doerfer J: Pädiatrische Fettstoffwechselstörungen und Atheroskleroserisiko – kompakt. Springer Verlag Berlin 2022
Werden Sie aktiv für Ihre Patienten! Eine frühzeitige Prävention, die Kinder und ihre Familien einbezieht, ist essenziell, um kardiovaskuläre Risiken langfristig zu minimieren und die Gesundheit zu erhalten. Mit gezielter Labordiagnostik und individuellen Empfehlungen leisten Sie einen entscheidenden Beitrag zur Gesundheit Ihrer jungen Patienten.
Warum ist Lp(a) schon bei Kindern und Jugendlichen ein Schlüsselwert in der kardiovaskulären Prävention?
Der Lp(a)-Spiegel im Blut ist ein genetisch bedingter Risikofaktor, der unabhängig von klassischen Cholesterinwerten das Risiko für Atherosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Eine Bestimmung von Lp(a) bereits bei Kindern und Jugendlichen kann dabei helfen, Hochrisikopatienten frühzeitig zu identifizieren und gezielte präventive Maßnahmen einzuleiten.
Wichtige Praxis-Tipps
Machen Sie den entscheidenden Unterschied – setzen Sie auf gezielte Prävention durch die Bestimmung von Lp(a) und schützen Sie Ihre jungen Patienten langfristig.
Welches ist die häufigste genetisch bedingte Fettstoffwechselstörung bei Kindern und Jugendlichen?
Familiäre Hypercholesterinämie (FH) ist die häufigste genetische Stoffwechselstörungen und führt bereits im Kindesalter zu dauerhaft erhöhtem LDL-Cholesterin. Unbehandelt steigt das Risiko für frühe kardiovaskuläre Ereignisse erheblich. Eine frühzeitige und umfassende Labordiagnostik hilft, betroffene Kinder und ihre Familien rechtzeitig zu identifizieren und gezielte Präventionsmaßnahmen einzuleiten.
Woran erkennt man Familiäre Hypercholesterinämie?
FH bleibt häufig unbemerkt – daher ist Aufmerksamkeit für folgende Hinweise besonders wichtig:
Wie unterstützt Sie das Labor bei der FH-Diagnose?
Wichtige Praxis-Tipps
Werden Sie aktiv gegen die Unterdiagnose der FH! Mit gezielter Labordiagnostik und konsequenter Behandlung können Sie das kardiovaskuläre Risiko Ihrer jungen Patienten deutlich senken und deren Lebensqualität nachhaltig verbessern.
Jetzt handeln – für eine frühzeitige Diagnose und gezielte Prävention.
Wie kann humangenetische Diagnostik in der pädiatrischen Praxis eingesetzt werden?
Nicht nur bei Kindern mit Entwicklungsverzögerung und Dysmorphien ist an eine genetisch bedingte Grunderkrankung zu denken. Neben vielen anderen Indikationen ist die genetische Diagnostik auch bei Kindern mit kardiovaskulären Auffälligkeiten oder Fettstoffwechselstörungen klar indiziert. Auch die Empfehlungen der Fachgesellschaften für die Betreuung dieser Patientinnen und Patienten beinhalten mehr und mehr genetische Überlegungen. Ein multidisziplinärer Ansatz mit Pädiatern, Kinderkardiologen und Genetikern ist hierbei wesentlich.
Eine korrekte Diagnosestellung ist entscheidend für die Betreuung der betroffenen Kinder selbst als auch für deren Familien. Eine genetische Diagnostik liefert wichtige Informationen zu Prognose, Wiederholungsrisiko, dem Spektrum möglicher Begleiterkrankungen sowie für die optimale Therapie-Strategie.
Die Relevanz von Lp(a) für eine ausführliche Diagnostik
Prof. Dr. med. Mark Lüdde beleuchtet in seinem Vortrag die zentrale Rolle von Lp(a) für die kardiovaskuläre Prävention und erklärt, wann der Wert bestimmt werden sollte.
21. Mai 2025
17:00 - 18:00 Uhr
Herzgesundheit beginnt in jungen Jahren
Prof. Dr. med. Karl Otfried Schwab beschäftigt sich mit den diagnostischen Herausforderungen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen.
4. Juni 2025
17:00 - 18:00 Uhr
Genetik und kardiovaskuläre Erkrankungen
Prof. Dr. med. Carsten Bergmann erläutert, wie genetische Tests zu präziseren Diagnosen und individuelleren Therapien bei kardiovaskulären Erkrankungen beitragen können.
2. Juli 2025
16:00 - 17:00 Uhr
Sprechstunde Gendermedizin
Prof. Dr. med. Sandra Eifert erläutert, warum ein geschlechtsspezifischer Blick auf kardiovaskuläre Erkrankungen lebenswichtig ist und wie sich dieses Wissens in der Praxis umsetzen lässt.
8. Oktober 2025
17:00 - 18:00 Uhr
Quellen
Niederau C (Hrsg.), Böhm BO (Hrsg.): Klinikleitfaden Labordiagnostik, 8. Auflage 2024, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH
Schwab KO, Doerfer J: Pädiatrische Fettstoffwechselstörungen und Atheroskleroserisiko – kompakt. Springer Verlag Berlin
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zur Diagnostik und Behandlung von Dyslipidämien (2019)
ESC/EAS-Leitlinien zur Behandlung von Dyslipidämien (2019); ESC-Leitlinien zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen (2021)
SC-Leitlinien zum Management von Patienten mit akuten koronaren Syndromen ohne ST-Hebung (2020)
EAS/ESC-Leitlinien zur familiären Hypercholesterinämie (2019)
ESC-Leitlinien zur Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen bei Diabetes (2019)
Europäische Konsensusdokumente zur klinischen Rolle von Lp(a) (2019)
ACC/AHA-Leitlinien zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen (2018)
NICE-Leitlinien für kardiovaskuläre Risikobewertung und Statin-Therapie (2014, aktualisiert 2016)
Abkürzungen
FH - Familiäre Hypercholesterinämie
Lp(a) - Lipoprotein (a)
LDL - Low Densitiy Lipoprotein
HDL - High Density Lipoprotein